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Zum Gottesdienst am 15.03.2020

Liebe Gemeinde!

Wir leben gerade in einem Ausnahmezustand. Bis vor zwei Tagen konnten wir uns nicht vorstellen, alle Gemeindeveranstaltungen abzusagen einschließlich der Gottesdienste in unserer Kirche.

Wir haben uns schweren Herzens den Empfehlungen der Landeskirche angeschlossen. Die Vorsichtsmaßnahmen wiegen schwer und lassen viele fragen, wo das noch hinführen soll. Die Einen sind furchtbar besorgt und mögen gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Andere waren bisher unbekümmert und werden jetzt vom Ernst der Lage überrascht.

Heute, am 15. März 2020 wollten wir einen lebendigen Familiengottesdienst zum Abschluss der Kindergartenbibeltage feiern. Vieles war intensiv vorbereitet, wunderschöne Lieder ausgesucht, Fotos begeisterter Kinder sollten gezeigt werden. Voller Vorfreude gingen wir darauf zu. Die Absage hat uns schwer getroffen, auch wenn uns diese Maßnahme einleuchtet. 

In unserem Kindergarten gab es nämlich in dieser Woche die jährlichen Kindergarten-Bibeltage. Wir hatten uns den Daniel in der Löwengrube vorgenommen. Daniel, ein aus Jerusalem weggeführter Jude, erweist sich als unglaublich klug, so dass er dem König Darius auffällt. Der holt ihn in seine Regierungsmannschaft. Die anderen Minister sind furchtbar neidisch und suchen nach einer Schwachstelle bei Daniel. Sie finden einzig dessen Angewohnheit, dreimal täglich am offenen Fenster Richtung Jerusalem zu beten. Listig stellen sie dem König eine Falle. Er soll ein Gesetz erlassen, dass sich in den nächsten 30 Tagen alle mit ihren Bitten nur an den König wenden dürfen. Von dieser Idee geschmeichelt, erlässt der König ein solches Gesetz. Als Daniel beim Beten ertappt wird, muss er entsprechend bestraft werden. Darius merkt, dass er aus dieser Nummer nicht mehr rauskommt und ordnet die Bestrafung an: Löwengrube. Besorgt ruft er am nächsten Morgen nach Daniel und ist hocherfreut, als der unverletzt ist. Gott hatte einen Engel geschickt, der den Löwen das Maul zugehalten hat. Das alles ist nachzulesen im Buch Daniel Kapitel 6.

Im Kindergarten ging es an jedem Tag der Woche um Daniel und seine vertrauensvolle Gottesbeziehung. „Auf Gott zu vertrauen macht mutig!“ Dieses Motto begleitete uns bei den Bibeltagen und wird in den Kindern sicher noch lange nachklingen.

Wie aktuell dieses Thema binnen kürzester Zeit werden sollte, konnten wir nicht ahnen. Mutig war Daniel, weil er sicher war, Gott würde ihn nicht im Stich lassen. Zu Gott zu gehören, zum Schöpfer von Himmel und Erde, zum Herrn über Leben und Tod – das ließ ihn getrost auf die furchtbare Gefahr der Löwen zugehen.

Unsere Herausforderung ist natürlich anders. Das unsichtbare Virus und seine Verbreitung macht Angst und verunsichert. Manche haben das Gefühl, es würde alles ins Wanken geraten. Wenn sogar die Gottesdienste abgesagt werden, woher bekommen wir Hoffnung und Halt?

Liebe Gemeinde! Niemand soll in diesen Tagen hoffnungslos und haltlos unterwegs sein. Auch ohne Gottesdienste in unserer Kirche bleiben wir mit Gott verbunden. Intensiv zu beten und sich vertrauensvoll an Gott zu wenden, ist überall und jeder Zeit möglich. Ich lade Sie ein, die Verbindung zu unserem Gott nicht abreißen zu lassen. Sicher bleiben viele Fragen. Es wird bei allem darauf ankommen, unserem Vater im Himmel zu vertrauen und darin den entscheidenden Halt zu finden. Im Glauben an Gott, in einer guten Beziehung zu ihm können wir getrost die kommende Zeit bestehen.

Wir sind eingeladen, unsere Tage vorsichtig und umsichtig zu gestalten, auch auf hilfsbedürftige Nachbarn zu achten und alles zu vermeiden, was uns und andere gefährdet. Mit unseren Gebeten werden wir Gott bestürmen, der Krise ein Ende zu setzen, Kranke zu heilen und medizinischem Personal Kraft und Ausdauer zu geben. Und bei allem, was uns umtreibt, dürfen wir mutig und zuversichtlich sein, weil wir wissen, dass wir mit Gott unterwegs sind, mit dem, der uns liebevoll begleitet und nicht von unserer Seite weicht.

Heute bekam ich von zwei jungen Erwachsenen aus unserer Gemeinde eine Whatsapp mit folgendem Text: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gottes Segen und bleiben Sie behütet. Amen!

Hartmut Semkat, Pastor in Pattensen

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