Ev.- luth. Kirchenkreis Winsen (Luhe)
Landeskirche Hannovers
Der Superintendent
Rathausstr. 3
21423 Winsen/Luhe
Tel.: 04171 - 4039
Fax: 04171 – 64703
Winsen, 20. Juni 2024
Liebe Verantwortliche in den Kirchengemeinden,
liebe Mitarbeitende im Kirchenkreis Winsen,
ich sende Ihnen auf diesem Weg das Schutzkonzept gegen (sexualisierte) Gewalt
zu, das die Kirchenkreissynode am 6. Juni 2024 beschlossen hat.
Die von der Kirche selbst in Auftrag gegebene Forumstudie
(https://www.forum-studie.de/ - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in
der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland)
hat noch einmal schwarz auf weiß
deutlich gemacht, dass auch in der Evangelischen Kirche (sexualisierter) Miss-
brauch stattgefunden hat und stattfindet. Vertrauen wurde und wird bei uns miss-
braucht.
Wir brauchen einen Kulturwandel, um solche Taten aufzudecken, für Betroffene ei-
nen Raum zu öffnen und in Zukunft solche Taten zu verhindern.
Die Erstellung des Schutzkonzeptes ist ein Teil des Weges dorthin. Es beschreibt
den aktuellen Stand unserer Diskussion und wird sicherlich immer wieder überarbei-
tet.
Ich nenne drei Besonderheiten in unserem Konzept im Vergleich zu ähnlichen Kon-
zepten:
- „Sexualisiert“ ist immer eingeklammert. Denn es geht um mehr als sexuali-
sierte Gewalt. Es geht auch um andere Arten von Gewalt, die durch Miss-
brauch von Macht möglich werden. Über Machtstrukturen müssen wir in der
Kirche eben auch reden.
- Wir reden von Schutzbedürftigen. Dieses Konzept hat neben den Kindern
und Jugendlichen auch andere Menschen im Blick, die uns anvertraut sind.
- Wir haben vor, im Herbst auch noch einmal konkreter zu werden, was den
Schutz eigener Mitarbeitenden vor (sexualisierter) Gewalt angeht.
Wir sind ein lernendes System. Aufgrund der Diskussionen in der Kirchenkreissy-
node und darüber hinaus werden zurzeit noch einige Punkte für die Ausführung des
Konzeptes geprüft. Zum Beispiel: Auf welchen Wegen und für welche Zielgruppen
können überhaupt erweiterte Polizeiliche Führungszeugnisse angefordert werden.
Das Schutzkonzept vertritt hier den weitestgehenden Ansatz. Auch die
Landeskirche prüft noch einzelne Ausführungspunkte und Fragen, die aus den Kir-
chenkreisen kommen.
Zum weiteren Vorgehen:
- Das Schutzkonzept ist die Grundlage für unsere Arbeit im Kirchenkreis.
- Die Schulungen zu sexualisierter Gewalt dienen der Sensibilisierung für das
Thema. An ihr müssen alle beruflich Mitarbeitenden im Kirchenkreis teilneh-
men. Außerdem alle ehrenamtlich Mitarbeitenden in Leitungsfunktion (Kir-
chenvorstand, Gruppenleitungen, neue Kirchenkreissynodenmitglieder...).
o Termine für die Gruppen-Schulungen können über die Suptur ausge-
macht werden.
- Auf der Grundlage des Kirchenkreis-Schutzkonzeptes erstellen alle Kirchen-
gemeinden und anderen Arbeitsbereiche eine Risikoanalyse für die Arbeit
vor Ort und ein eigenes Schutzkonzept.
Es geht in dem angestrebten Kulturwandel überhaupt nicht um einen Generalver-
dacht gegenüber beteiligten Personen, sondern darum, einen entschlossenen und
transparenten Umgang zu finden mit dem Thema (sexualisierte) Gewalt in Kirche -
in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Zum Thema Kulturwandel lege ich Ihnen sehr ans Herz den Mitschnitt aus der Lan-
dessynode von Anfang Juni. https://www.youtube.com/live/fG59JNbM6y8 (ab min
14 bis ca. min 45)
Mit einem sehr persönlichen Bericht hat die Missbrauchsbetroffene Nancy Janz vor
der hannoverschen Landessynode für einen Kulturwandel in der evangelischen Kir-
che geworben.
Falls Sie Fragen, Anregungen, Beschwernisse teilen möchten, melden Sie sich bitte
gern bei mir.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Christian Berndt
Superintendent